"Erholsame Stille weicht lautem Dröhnen der Baumaschinen"
"König des Westrich" mit der Potzbergstrasse für Naherholung und Tourismus erschlossen
Heute Kreisstrassen 34 und 35



Für die junge Generation ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der Potzberggipfel heutzutage über eine gutausgebaute Straße mit einem Kraftfahrzeug angesteuert werden kann. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass die Verkehrserschließung des "Königs des Westrichs" erfolgte. Denn gerade mal vier Jahrzehnte sind vergangen seit dem Bau der "Potzbergstraße"' ab dem Ortsende der damals noch eigenständigen Gemeinde Mühlbach bis zur Höhe 562, dem höchsten Punkt des Potzberges. Ohne die Erschließung gäbe es heute gewiss keinen Wildpark, auch kein Hotel-Restaurant auf dem Potzberg.

Die Bauarbeiten waren schon in Angriff genommen, als Landrat Gustav Adolf Held im Westrichkalender 1964 auf "Strukturprobleme im Landkreis Kusel" hinwies und die gesamte wirtschaftliche Struktur im Kreis "unbefriedigend" nannte: "Die Bemühungen, der Bevölkerung bessere Erwerbsmöglichkeiten zu bieten", so der Kreischef damals, "sind eng verknüpft mit den Möglichkeiten der Verbesserung der Infra-Struktur (Verkehrsverhältnisse, Energie und Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung)".

1964 waren noch relativ viele Leistungen in Handarbeit zu erbringen.

Hartsteine aus den nahen Steinbrüchen wurden versetzt.

Planierraupen ebneten den Schotter für den Strassenunterbau ein.

Erdbewegung war erforderlich, um die Trasse herzustellen.

Unterhalb des Potzbergturms wurde eine Parkfläche geschaffen.

In jene Zeit fielen sehr wichtige Entscheidungen der Organe des Landkreises, um die erkannten Probleme auszumerzen. Eine Maßnahme, die später enorm wichtig werden sollte bei den Bemühungen um neue Arbeitsplätze in der "weißen Industrie" und für den Fremdenverkehr, wurde der Ausbau der Kreisstraßen 34 (ab Friedhof Mühlbach bis Ortsanfang Föckelberg) und 35 (ab Föckelberg zum Potzberggipfel).

Es waren gerade mal zwölf Jahre vergangen, seit der Potzbergturm als "Wahrzeichen der Heimat" (begonnen Oktober 1951) am 13. Juli 1959 seiner Bestimmung übergeben worden war und dieser Tag als denkwürdiges Ereignis gefeiert werden konnte. In der Folgezeit wurden die Rahmenbedingungen zum Bau der Potzbergstraße geschaffen. Die damaligen Kreistagsmitglieder (19 von der SPD, acht von der CDU, vier von der FDP und vier von der Wählergruppe Becker-Blind) hatten ebenso wie die Mitglieder des Kreisausschusses mit Gustav Schäffner (Altenglan), Karl Vonbohr (Becherbach), Walter Hanß (Waldmohr), Fritz Jung (St. Julian) - alle SPD - sowie Rudolf Hanz, Glan-Münchweiler (CDU), und Willy Hollinger, Schönenberg (FDP) mit Beschlüssen die Weichen für den Bau der Potzbergstraße als Projekt des Landkreises gestellt. Landrat Held hatte mit Fritz Fickeisen, Kusel (SPD) und Heinrich Ambos, Kusel (CDU) zwei engagierte Kreisdeputierte zur Seite.

Aus RHEINPFALZ-Berichten lässt sich heute ein Bild vom Baufortschritt am Potzberg gewinnen: "Potzbergstraße macht gute Fortschritte", lautete die Überschrift eines Berichtes im März 1964, in dem es heißt: "Die erholsame Stille, die man sonst in den Wäldern und auf dem Gipfel des Potzberges antrifft, wird zur Zeit durch das lautstarke Dröhnen großer Baumaschinen gestört. Planierraupen und sonstige Räumgeräte beherrschen den Berg. Diese Stätte, die dem Wanderer Ruhe und Entspannung verspricht und allen Besuchern einen herrlichen Rundblick über die Berg und Hügellandschaft des Westrichs und darüber hinaus ermöglicht, der Potzberg, der das Land um Glan und Lauter überragt, wird sich bald eines größeren Zuspruchs von Reisegesellschaften und Ausflüglern erfreuen können, dann nämlich, wenn die eine gute An- und Abfahrt ermöglichende Straße von Mühlbach und Föckelberg zum Potzbergturm ausgebaut und fertiggestellt ist."

Einer Straßenbaufirma aus Neunkirchen/Saar war der Auftrag erteilt worden, über den "steil ansteigenden Hang" von Mühlbach in Richtung Föckelberg die "neue Straße" zu bauen "und ab dem Straßenanschluss Föckelberg durch den Wald hinauf zum Potzberggipfel eine schöne Fahrbahn anzulegen". Die RHEINPFALZ erwähnte auch, "der ehemals nur wenig befahrene und sehr schlecht gewordene Weg ist schon kaum wiederzuerkennen".

Ein Großteil der insgesamt 4,5 Kilometer langen neuen Straßenstrecke war bereits bis auf die seitlichen Nebenanlagen fertiggestellt, nämlich das Teilstück von Mühlbach bis in Höhe des Dreikönigszuges. In diesem Bereich war die Fahrbahnbreite von fünf Metern schon asphaltiert. Bis zum Anschluss Föckelberg war der Straßenunterbau hergestellt, das Aufbringen der Asphaltdecke stand kurz bevor.

Anders gelagert dagegen die Verhältnisse zwischen Föckelberg und Potzberggipfel: Eine neue Linienführung musste erst einmal vom Plan ins Gelände übertragen werden. Dann erst konnten zahlreiche Bäume gefällt; Wurzelwerk beseitigt und einige tausend Kubikmeter Erdreich abgetragen werden. Der An- und Abtransport machte einen umfangreichen Lkw-Verkehr bergauf und bergab notwendig. Wochenlang hatte das Bauunternehmen mit Rodungsarbeiten zu tun, um den Unterboden für die Straße vorzubereiten. Dann wurden die Räumgeräte unterhalb des Turmes eingesetzt, wo eine Fläche von 100 mal 30 Metern für einen Parkplatz zuerst einmal einplaniert, werden musste.

Viele Monate müssen die Bautrupps auf der Strecke tätig gewesen sein. Diesen Eindruck gewinnt man aus weiteren RHEINPFALZ-Berichten. Da heißt es einmal, die künftige Fahrbahn sei durch beidseitige Hartsteinhochbord und Anlegen von Rinnen festgelegt. Dann werden schwerbeladene Lastkraftwagen erwähnt, die über den fertiggestellten Straßenteil aufwärts nach Föckelberg rollen. Tonnenweise musste Schottermaterial aus den nahen Steinbrüchen angeliefert werden für einen strapazierfähigen Straßenunterbau. Und eines Tages war die künftige Parkplatzfläche so weit vorbereitet, dass asphaltiert werden konnte. Wochen später war der vier Meter breite Straßenkörper von Föckelberg zum Berggipfel geschottert und bald darauf konnte auch auf diesem Abschnitt der Asphalt aufgetragen werden.

Mit den Arbeiten an den Böschungen und Seitenstreifen wurde erst zum Jahresbeginn 1965 gerechnet. Mit der Vermutung, "im nächsten Frühjahr kann mit einem lebhaften Zustrom von Ausflüglern auf dem Potzberg gerechnet werden", sollte die RHEINPFALZ Recht behalten.

Kaum war die Potzbergstraße fertiggestellt, da wurden beim Landratsamt (spätere Bezeichnung Kreisverwaltung) Pläne für einen florierenden Fremdenverkehr auch im Gebiet des Potzberges geschmiedet. Im Jahre 1972 legte das Institut für Städtebau, Siedlungswesen und Kulturtechnik der Universität Bonn ein umfangreiches Gutachten über das "Erholungsgebiet Königsland-Glantal" vor, eine im Auftrag des Landkreises erstellte Studie, in der auch ein Wildpark auf dem Potzberg empfohlen wurde.

Kurvenreich führt die Potzbergstraße von Mühlbach aus über Föckelberg zum Gipfel.
Zielstrebig wurde die Empfehlung in die Realität umgesetzt. Aber erst im September 1984 konnte der Wildpark Potzberg seiner Bestimmung übergeben werden. Auch eine im Jahre 1974 von Architekt Edgar Ringeisen von der Planungsabteilung bei der Kreisverwaltung zu Papier gebrachte Idee von einem eingeschossigen "Haus Potzberg", einem Gebäudetrakt in L-Form mit kleiner Wohnung, Gastraum, Bierstube und Nebenzimmer, ferner mit fünf Doppel- und drei Einzelzimmern blieb eine Utopie. In weitaus größerem Stil konnte im November 1984 das Hotel-Restaurant auf dem Potzberg eröffnet und später weiterausgebaut werden. Im Zusammenhang mit der Potzbergstraße soll auch an den Abriss der bescheidenen Gaststätte (Potzberghütte), erinnert werden, war sie doch Jahrzehnte lang beliebter Treffpunkt gewesen.

Auch nie geahnte sportliche Großveranstaltungen waren mit der ausgebauten Straße möglich geworden, so das Potzbergrennen (wegen der Steigungen und vielen Kurven auf einer 3.340 Meter langen Strecke eine ideale "Piste" für heiße und röhrende Motoren von 1977 bis Ende der goer Jahre), ferner die ,,Bergwertung" für die Radamateure der Rheinland-Pfalz-Rundfahrten in vielen Jahren sowie der Potzberglauf auf dem Streckenabschnitt der K 35.

Übrigens musste der Landkreis im Jahre 1979 eine Fahrbahnerneuerung auf der K 34 von Mühlbach nach Föckelberg (Länge 3.100 Meter) und der K 35 von Föckelberg zum Potzberggipfel (Länge 1.400 Meter) vornehmen und die Kosten von 191.000 Mark finanzieren. Die Fahrbahnen waren 15 Jahre nach ihrem Bau in einem Zustand, der zur Verbesserung und Erhaltung des Straßenkörpers die Maßnahme notwendig gemacht hatte.

Für Rheinland-Pfalz wurde am 15. Februar 1963 das Landesstraßengesetz erlassen. Durch eine Landesverordnung erfolgte dann mit Ende des Jahres 1963 die Einstufung der neuen Kreisstraßen auch im Landkreis Kusel. In diesem Zusammenhang wird es interessant zurückzublicken ins Jahr 1818, als das Landkommissariat Kusel als staatlicher Verwaltungsbezirk entstanden ist. Zu jener Zeit gab es in der Pfalz einige Staatsstraßen, die durch die Königliche Baubehörde des Rheinkreises in Speyer verwaltet und unterhalten wurden. Die damals zwischen den einzelnen Orten vorhandenen Verbindungen konnten allerdings nur als Wege angesehen werden, deren Ausbau und Unterhaltung ausschließlich von der Gemeindeverwaltung durchzuführen war, durch deren Gemarkung die Wege führten.

Auch Radsportler strampeltenhäufig über die
Strecke zum Potzberg.
(Hier bei der Rheinland-Pfalz-Radrundfahrt 1981)
Da zumeist das Gemeindesäckel nicht sonderlich gefüllt war, reichten die finanziellen Mittel kaum, um die erforderlichen Ausgaben für die Wegeunterhaltung zu bestreiten. So gab denn die Königliche Regierung des Rheinkreises aus einem Fonds alljährlich Finanzhilfen. Als dann später nach 1852 die Distriktgrenzen veröffentlicht wurden, verbesserte sich die finanzielle Lage der Gemeinden für den Wege und Straßenbau. Doch dauerte es immerhin noch zehn Jahre, bis die pfälzischen Außenbehörden der inneren Verwaltung die gleiche Bezeichnungen wie in den Landesteilen rechts des Rheins, nämlich "Bezirksämter", führten.

Ab 1862 verwaltete das Bezirksamt Kusel die wichtigsten Straßenverbindungen in seinem Zuständigkeitsbereich. Nach und nach erhielten nun die "Bezirksstraßen" einen Ausbau, wie er den damaligen Verkehrsbedürfnissen erforderlich geworden war. Für die technischen Aufgaben war ein Distriktbauschaffner, später ein Bezirksbaumeister zuständig. Um 1930 gewann der Kraftfahrzeugverkehr eine solch große Bedeutung, dass sich der Staat zunehmend um die Straßen kümmern musste. Das steigende Verkehrsaufkommen und die Geschwindigkeit der Fahrzeuge stellte an die Straßenfestigkeit und -linienführung zuvor nie gekannte Anforderungen.

Das führte dazu, dass im Jahre 1934 Straßenwesen und -verwaltung neu geregelt und die Bezirksstraßen in Landstraßen II. Ordnung umgewandelt wurden. Und für diese wurden die Landkreise als Träger der Straßenbaulast in die Pflicht genommen. Im Bereich des Landratsamtes Kusel oblag dem "Straßen- und Flussbauamt" Kaiserslautern (spätere Bezeichnung "Straßenbauamt") die Planung und technische Überwachung der Baumaßnahmen für die Landstraße II. Ordnung. Der Landkreis hatte hierzu die erforderlichen Mittel bereitzustellen.

Die Kreisstraßen (Landstraßen II. Ordnung) wurden definiert als "...Straßen, die dem Verkehr innerhalb eines Landkreises, dem Verkehr mit benachbarten Landkreisen oder kreisfreien Städten oder dem Anschluss der Gemeinden an Bundesstraßen (B) oder Landstraßen (L) ... in der Weise dienen, dass jede Gemeinde wenigstens mit einer nicht in ihrer Baulast stehenden Straße an die genannten Verkehrswege oder Verkehrseinrichtungen angeschlossen ist": So wurden aus der L 363 von Mühlbach über Föckelberg zur L 364 in Neunkirchen die K 34. Neu entstanden ist die K 35 vom Ortsrand Föckelberg (K 34) zum Potzberggipfel.

Quelle: DIE RHEINPFALZ vom 14. Februar 2004