In diesem Haus in der Kirchbergstrasse wurde Huber am 31. Januar 1904 geboren. Es befindet sich heute nicht mehr im Familienbesitz. |
Armin Otto Huber, der begeisterte Autofan, mit seinem Wagen 1935 vor dem Elternhaus in Neunkirchen. |
Der Weg unterhalb des protestantischen Jugendheimes
in Neunkirchen wurde schon in den siebziger Jahren nach Armin Huber benannt. |
Armin Otto und seine Eltern Mathilde und Friedrich Huber. |
"Die Legion der Gehenkten" sollte der Film heißen, der Leben und Sterben der kanadischen Metis dokumentieren sollte, einem Mischlingvolk, hervorgegangen aus der Verbindung von Indianern und Frankokanadiern. Für die Realisierung brachte Armin O. Huber, Kanada-Abenteurer und anerkannter Abenteuerschriftsteller, beste Voraussetzungen mit, als er mit seinem Schwiegersohn, einem gelernten Kameramann, Anfang der 1970er Jahre jene tragisch endende Filmexpedition unternahm. In der Gegend von Vancouver gerieten sie bei miserablem Wetter mit ihrem Auto in einen Abgrund. Obwohl sie selbst ohne ernsthafte Verletzungen davon kamen, waren doch ihr gesamtes Filmmaterial und auch die Kamera zerstört - und für Huber der Traum von einer filmischen Wiedereroberung seines abenteuerlichen Ursprungslandes.
Einmal mehr war Huber vom Risiko des Hin und Her zwischen Fernweh und Heimweh eingeholt worden. Nicht selten hatte der Schriftsteller alles auf eine Karte gesetzt, gehofft, sein Glück erzwingen zu können. Begonnen hatte es damit, dass Pfarrer Dr. Friedrich Huber seinem Sohn Armin - alle Versuche, ihn in einem bürgerlichen Beruf zu etablieren, waren gescheitert - im Jahr 1924 eine Fahrkarte nach Kanada kaufte. Dort wollte der junge Mann seine aus Lektüre geborene Amerika-Sehnsucht an der Wirklichkeit erproben.
Nach entbehrungsreichem Farmer- und Trapperleben kehrt er drei Jahre später nach Deutschland zurück, um kurz darauf wieder nach Kanada zu gehen, immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, in der Ferne abenteuerliches Leben mit einem dauerhaften Broterwerb zu verbinden. Als das zu nichts führt, kommt, er 1929 wieder nach Deutschland - nur um kurz darauf in Brasilien und Bolivien Abenteuer zu suchen. Am Ende steht er wieder vor dem Nichts und kehrt zur Mutter nach Neunkirchen zurück.
Armin Otto Huber Ende der 1930er Jahre
in Ekuador,wohin er mit seiner jüdischen
Frau aus Nazideutschland floh.
erbracht.
"Ich überlegte nicht lange. Der Notberuf aller Taugenichtse ist der des Schriftstellers", schreibt er 1966 in seinem autobiografischen Buch "Nonstop ins Ungewisse". Aber er weiß sehr wohl, dass es so einfach nicht ist. Gefordert sind neben Erfahrung und Wissen auch Talent: Vorstellungskraft und Phantasie. Von all dem hat er mit der Zeit einiges vorzuweisen. Schließlich gelingt es ihm, 1931 seine Kanada-Abenteuer in einem ersten Buch beim Strecker & Schröder Verlag in Stuttgart zu veröffentlichen. Huber zieht nach Berlin, legt sich auf eine Schriftstellerkarriere fest. Im Jahr darauf folgt ein zweites Buch: "Bei roten und weißen Abenteurern". In Berlin schafft er mit einer ganzen Serie von Artikeln den Einstieg beim Scherl-Konzern. Huber stellt eine Sekretärin ein: seine, zukünftige Frau Jenny, die aus einer jüdischen Familie kommt. Im Jahr der Machtergreifung Adolf Hitlers heiraten sie. Als sich die politische Situation in Berlin zuspitzt, sehen sie sich trotz geringer finanzieller Mittel zu einer eher unfreiwilligen Hochzeitsreise nach Britisch-Guayana gezwungen.
Seine Risikobereitschaft hat Huber nicht verlassen. "Wir haben wenig Geld, also gehen wir ins beste Hotel" soll er dort zu seiner Frau Jenny gesagt haben. Jedoch, nach einem Fehlstart in Georgetown und einem misslungenen Versuch, in Kanada zu bleiben, kehren sie wieder nach Berlin zurück - trotz der politischen Verhältnisse. In den Formularen für den Reichsverband Deutscher Schriftsteller muss Huber die Herkunft seiner Frau kaschieren. Nach einiger Anlaufzeit gelingt ihm wirklich der Einstieg als erfolgreicher Schriftsteller, was letztlich einem Balanceakt gleichkommt. Zwischen 1935 und 1940 schreibt er nicht weniger als rund 25 Romane, teilweise unter dem Pseudonym Achim F. Strubberg. Armand F. Strub.berg, bekannt unter dem Autorennamen Arm and, ist Hubers großes Abenteurervorbild aus dem 19. Jahrhundert.
Die Romane erscheinen in Berliner Verlagen, manche als Zeitungs- oder Zeitschriften-Serien, auch in NS-Gazetten wie der "NSZ-Rheinfront" und dem "Angriff". Mit dem Erfolg kommt das große Geld: "Die Tausender rappeln in meiner Kasse." Huber kann sich gar einen Sportwagen leisten.
Der geglückte Balanceakt findet ein jähes Ende, als die Reichsschrifttumskammer den "Ariernachweis" verlangt. Nun versucht Huber, sein Geld außer Landes zu bringen, was gründlich misslingt: Im März 1939 emigriert er mit Frau Jenny und der inzwischen geborenen Tochter Myrtha nach Ecuador. Dort schlägt sich Huber in verschiedenen Berufen durch, vor allem als Radio-Ingenieur. 15 Jahre dauert das südamerikanische Exil. In Etappen kehrt die Familie wieder nach Berlin zurück, zuerst Frau Jenny mit inzwischen zwei Töchtern und dann Huber selbst.
Schon nach kurzer Zeit, gelingt ihm der Einstieg in die zweite Phase seiner Schriftstellerkarriere. Im Verlag Lothar Blanvalet erscheint 1955 unter dem Pseudonym Armin Frank ein Abenteuerroman auf dokumentarischer Grundlage, die Geschichte der so genannten Fähnrichssonne: "Die Dame mit dem Degen". Huber befindet sich dabei in bester Gesellschaft, denn in der Reihe von Blanvalets neuen Romanen werden so bekannte Autoren wie Taylor Caldwell, James A. Michener, John Masters publiziert. Der Verlag nennt ihn "einen neuen kraftvollen deutschen Erzähler".
Im gleichen Jahr beginnt er mit "Männer im roten Rock", einem Buch über die berittene kanadische Polizei, eine äußerst erfolgreiche Veröffentlichungsreihe in fünf Bänden beim Bertelsmann Verlag. Diesmal benutzt er das Pseudonym Fred Larsen, schreibt über die Entwicklung des Wilden Westens, über Indianer und Trapper, über die legendären Pinkerton-Detektive.
"Männer im roten Rock" erklettert bereits 1957 eine Auflagenhöhe von 100.000 Exemplaren, auch die anderen Bände erreichen 30.000 und mehr. Charakteristik dieser Bücher ist eine Kombination eigener abenteuerlicher Erfahrungen und genauen Studiums der literarischen Quellen. Letztere hat er in seiner umfangreichen Americana-Bibliothek greifbar - Huber ist auch ein fanatischer Bücher- und Dokumentensammler. Stil prägend ist Hubers unnachahmliche fiktiv-auto-biografische Ich-Perspektive, in der die Gefühlslage seiner Abenteuerhelden glaubwürdig und spannend wirkt.
In den 1960er Jahren legt er mit echten autobiografischen Büchern nach: "Ticket nach Kanada", "Nonstop ins Ungewisse", "Raritätenjäger". In diesen drei Bänden, die sich inhaltlich teilweise überschneiden, präsentiert er die aus seiner Sicht gültige Version seines abenteuerlichen Lebens. In den Jahren 1968 und 1969 schreibt er mehr als 50 Manuskripte für Hörfunksendungen, vor allem für den damaligen Südwestfunk. Die Zahl seiner Artikel für Zeitungen und Zeitschriften ist kaum überschaubar.
Anfang der 1970er wohnte Armin 0, Huber in Neustadt an der Weinstraße in der Hermann-Ehlert-Straße. In der Garage stand ein roter Alfa-Romeo-Sportwagen. Seine Wohnung war vollgestopft mit Büchern, seltenen Sammlerstücken aus Nord- und Südamerika, mit Waffen und Antiquitäten. Seine Zeit als Erfolgsschriftsteller war zu Ende gegangen.
Die umfangreiche Bibliothek musste er verkaufen, sein Domizil in Neustadt aufgeben. 1976 bis zu seinem Tode im Juli 1977 lebte er in Meckenheim. Armin O. Huber alias Achim F. Strubberg alias Armin Frank alias Fred Larsen, Abenteurer und Abenteuerschriftsteller, sozusagen der pfälzische Jack London, wurde gestern vor 100 Jahren (01. Februar 1904) im westpfälzischen Neunkirchen am Potzberg geboren.
Quelle: Sonntag Aktuell vom 01. Februar 2004